Der Fluch der Unterbrechung

Es klingt fast wie ein Fluch. Wir werden ununterbrochen unterbrochen. Nie gab es im Arbeitsalltag so viele Unterbrechungen wie heute – eine logische Folge der Vernetzung durch Internet und Mobilfunk?

Alle 11 Minuten wird ein durchschnittlicher Büroangestellter heutzutage unterbrochen. Neueste Studien sprechen inzwischen sogar schon von „alle 4 Minuten“. So oder so ist es bedenklich: Nach jeder Unterbrechung wendet ein Angestellter sich im Schnitt zwei anderen Aufgaben zu, bevor er zur ursprünglichen Tätigkeit zurückkehrt, etwa 25 Minuten später. Bis er dann wieder die Konzentration erreicht hat, die er vor der Unterbrechung hatte, vergehen rund 8 Minuten. Bleiben noch 3 Minuten effektive Arbeitszeit bis zur nächsten Unterbrechung. Und schon ist er wieder weg, der Geistesblitz. Das gerade kunstvoll errichtete Gedankengebäude wird wieder zum Einsturz gebracht.  Allein 58 Milliarden Euro gehen pro Jahr verloren, weil Beschäftigte in wissensintensiven Berufen dauernd in ihrem Arbeitsablauf unterbrochen werden.

Das ist für sich genommen ein Thema, das definitiv Aufmerksamkeit bedarf, wenn wir uns Gedanken über EFFIZIENZ in Unternehmen machen: Schlagworte wie Meeting Kultur, E-Mail-Flut, Multitasking, Fokussierung von Kommunikationskanälen und Fokuszeiten können hier gute Ansatzpunkte für unternehmensinterne Diskussionen sein.

In heiß diskutierten hybriden Zeiten könnte man sich zudem noch die Frage stellen: Wo arbeitet man denn nun eigentlich konzentrierter? Zu Hause oder im Büro?

Auf der einen Seite gibt es durchaus viele Unternehmen, die ihre Mitarbeitenden inzwischen wieder ins Büro „zitieren“. Es gibt sogar Firmen, die ihren Mitarbeitenden so genannte „Büro-Prämien“ bezahlen für eine bestimmte Anzahl an Tagen, an denen sie im Büro anwesend sind. Gerade dann, wenn Kreativität gefragt ist. Hier gibt es Studien, die deutlich zeigen, dass ein gemeinsames „im Raum sein mit Kollegen“ wirklich deutlichen Mehrwert für Innovationen bringt (vor allem, wenn man die Tür zu macht und das Handy in der Tasche lässt 😊).

Auf der anderen Seite wird beobachtet, dass gerade dadurch, dass die Zeit, in der man sich im Büro persönlich trifft, so rar geworden ist, dass sämtliche Interaktionsprozesse in diese Zeit gepackt werden: Absprachen, informeller Austausch, usw. Viele Mitarbeitende berichten inzwischen, dass sie in den 1-2 Tagen, in denen sie vor Ort sind, kaum zum Arbeiten kommen, da sie permanent (gewollt und ungewollt) in Gesprächen mit Kollegen sind. Also eigentlich dauernd unterbrochen werden. Hinzu kommt die Lautstärke in Büros, wenn plötzlich wieder alle vor Ort sind, die man kaum noch gewohnt ist nach der Corona-Zeit. Da kann es manchmal wirklich schwer sein, sich zu konzentrieren. Oftmals ist der Tenor dann der, dass man froh ist, wieder ein paar Tage im Homeoffice zu sein, um „ungestört“ und „konzentriert“ an Themen zu arbeiten.

Doch letztlich ist es wohl hier oder da auch eine Frage der eigenen Disziplin: denn wer zuhause alle paar Minuten zum Handy greift (im Schnitt tun Menschen das um die 88x pro Arbeitstag) oder jede hereinkommende E-Mail unmittelbar beantwortet, wird sich ebenso wenig zu Hause wirklich auf ein Thema konzentrieren können.

Hier können zum Beispiel Apps wie „Plants“ oder „Forest“ ganz witzige Ideen sein. Falls Sie das noch nicht kennen: Man pflanzt im Prinzip einen Baum für einen bestimmten Zeitraum – und wenn man das Handy in die Hand nimmt, um andere Dinge zu tun zwischendurch, stirbt der Baum. 

So oder so gilt: Un-unterbrochene Arbeitszeit ist wichtig. Für mehr Effizienz, für weniger Stress, für mehr Zufriedenheit und letztlich auch aus wirtschaftlicher Sicht. Unternehmen sollten hier dringend aktiv und bewusst gegensteuern. 

Beitrag von Johanna van Staa, Senior Consultant CEVEYCONSULTING GmbH

 

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